Andreea Georgescu im Interview

Vom abgebrochenen Medizinstudium zur stellvertretenden Chefredakteurin der größten rumänischen Zeitung und Gründerin der Agentur Webspire – unsere Speakerin Andreea Georgescu weiß genau, was sie will. Zusammen mit uns wagt sie heute einen Blick in die Zukunft und spricht unter anderem über die Entwicklung von Content-Marketing. Außerdem konnten wir ihr einige interessante Details bezüglich ihrer Arbeit und ihren Erfahrungen entlocken.

Ihr wollt wissen, wie sie zum Content-Marketing gekommen ist und welche Formate ihrer Einschätzung nach in Zukunft wichtig sein werden? Dann wollen wir euch nicht mehr länger auf die Folter spannen – hier geht’s zum Interview:

 

Content Marketing Masters: Könntest du uns etwas über deine bisherige Karriere verraten? Wie bist du zum Content-Marketing gekommen?

Meine Eltern waren der Meinung, dass ein Medizin- und Pharmaziestudium die beste Wahl für mich sei. Also folgte ich diesem Rat und habe mich dort schließlich eingeschrieben. Am Ende des ersten Jahres, nach gefühlten zehn Kilogramm Büchern der Chemie und Tausenden von wissenschaftlichen Namen für Pflanzen, entschied ich mich, etwas zu studieren, das mir wirklich Spaß macht. Also habe ich mich schließlich für Journalismus eingeschrieben. Da man in Rumänien für den zweiten Studiengang bezahlen muss, arbeitete ich während meines Studiums. Zu dieser Zeit wussten meine Eltern noch gar nicht, dass ich das Fachgebiet gewechselt hatte – das haben sie erst nach meinem Abschluss herausgefunden.

Mit 19 hatte ich meinen ersten Job für einen Radiosender, bei dem ich die Nachrichten schrieb. Als nächstes arbeitete ich im Fernsehen, gefolgt von Stellen bei Zeitungen, Magazinen und schließlich im Bereich der digitalen Medien – meiner großen Liebe. Seit 13 Jahren arbeite ich mit Wörtern und bin immer noch fasziniert von ihrer Macht und dem Einfluss von gut gewählten Worten.

Die erste große Begegnung mit Content-Marketing hatte ich vor acht Jahren. Aus unserer einstigen Startkampagne der größten rumänischen Website wurde damals schnell eine nationale Kampagne. Wir begannen mit einer Story darüber, was eine Frau einzigartig macht. Daraufhin schickten uns rumänische Frauen mehr als eine Million Geschichten und Bilder von sich – alle ganz einzigartig. Während der ersten zwei Monate sammelten wir all diese Daten. Es war echt überraschend – wir sind damit weit über unser eigentliches Ziel hinausgeschossen. Deshalb entschieden wir uns, alle Fotos mit dem Einverständnis der Frauen zu nutzen und daraus das größte Mosaik-Foto der Welt zu erstellen. Wir verwendeten das typische Bild einer traditionellen rumänischen Frau, das sich aus einem Mosaik von mehr als einer Million Fotos von rumänischen Frauen zusammensetzte.

 
Content Marketing Masters: In welcher Weise wird sich Content-Marketing in diesem Jahr und auf lange Sicht entwickeln? Was wird in der Zukunft wichtig sein?

Einfachheit. Auch anspruchsvollere Inhalte verständlich zu kommunizieren ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Komplex genug zu sein, um zu differenzieren, und einfach genug, um in den Köpfen zu bleiben. Für mich bringt uns das zurück zu den Basics der Kommunikation und der menschlichen Interaktion. Die Zukunft liegt in der organischen Omni-Channel-Markenerfahrung, die an den jeweiligen Gerätetyp und das in der Strategie definierte Content-Format angepasst ist.

Außerdem glaube ich an die Wichtigkeit realer Erlebnisse. Sie sind es schließlich, die unser Leben bereichern und uns dazu bringen, das Leben zu erforschen, manchmal auch um jeden Preis. Es klingt vielleicht wie ein Klischee, aber es ist eine Tatsache. Ein Erlebnis kann einen Moment verwandeln und manchmal auch das ganze Leben. Wenn ein Unternehmen es schafft, ein Erlebnis für eines oder mehrere Verbrauchersegmente zu kreieren, dann haben wir eine Win-Win-Situation. So werden vielleicht in ein paar Jahren Marken die neuen „Verleger“ für ihre Verbraucher.

 
Content Marketing Masters: Welche Content-Kampagne der letzten Monate hat dich am meisten begeistert und warum?

Obwohl wir täglich brillanten Marketing-Kampagnen aus der ganzen Welt begegnen, haben wir doch ein ganz besonderes Verhältnis zu denjenigen, die wir selbst erstellt haben. Eine der Kampagnen, die mir sofort einfällt, ist die Charity-Kampagne „100 % Rabatt auf gute Taten am Black Friday“, die wir für United Way Romania entwickelt haben. Durch sociale Medien, Influencer und eigens dafür angelegte Landingpages gelang es uns, die höchste Spendenrate an einem Tag im Jahr 2016 zu erreichen.

Der Black Friday konzentriert sich ja eigentlich auf den Konsum und den Kauf von meist relativ unnötigen Dingen. Durch unsere Kampagne haben wir es geschafft, daraus ein Geben zu machen, und Dinge gefördert, die nicht gekauft werden können.

 

Content Marketing Masters: Gibt es ein Unternehmen oder eine Marke, für die du gerne eine Kampagne erstellen möchtest? Wenn ja, warum?

In Rumänien bräuchten wir mehr sozialen Aktivismus jeglicher Art. Ich würde es sehr interessant finden, Teil einer nationalen Sensibilisierungskampagne für die Bedeutung von „Erster Hilfe“ zu sein. Ich persönlich finde, dass es wichtig ist, den Leuten bewusst zu machen, dass sie damit tatsächlich Leben retten können. Wir alle könnten lernen, über Äußerlichkeiten hinwegzusehen und stattdessen denjenigen mehr Aufmerksamkeit zu schenken, die in unserer Umgebung Hilfe benötigen.

International gesehen würde ich gerne an einer Content-Marketing-Kampagne zum Thema Datenschutz und Online-Privatsphäre arbeiten. Wir alle brauchen viel mehr Bildung in diesem Bereich und sollten unsere Rechte als digitale Nutzer kennen.

 
Content Marketing Masters: Gibt es irgendwelche Formate, deren Bedeutung für den Content-Marketing-Bereich in den nächsten Jahren zunehmen wird?

Wahrscheinlich kennen wir die Namen dessen, was wir in den Marketing-Kampagnen der nächsten Jahre nutzen werden, noch gar nicht. Wäre es überhaupt von Bedeutung, wenn wir sie wüssten? Doch nicht wirklich. Vor mehr als 50 Jahren hörten unsere Eltern noch Musik, die von Vinyl kam; danach hatten wir Audiokassetten und CDs, jetzt nutzen wir mp3– die Musik ist aber immer noch die gleiche und ruft dieselben Gefühle in uns hervor. Die Message bleibt also gleich, auch wenn sich das Medium, in der sie übersandt wird, geändert hat. Das im Kopf zu behalten ist wichtig bei der Einführung neuer Technologien. Innovation ist kein „Show-Stopper“, sondern eine kontinuierliche Transformation der User Experience.

 
Wir sagen Andreea Danke für das tolle Interview! Wenn ihr am 1. Juni Andreeas Worten lauschen möchtet und natürlich auch die Vorträge vieler weiterer nationaler und internationaler Experten nicht verpassen wollt, dann sichert euch noch heute eurer Konferenzticket in unserem Shop!
 

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